pme stones
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Die Progressive Muskelentspannung (PME) bzw. Progressive Muskelrelaxation (PMR) ist ein Entspannungsverfahren, das an der Muskulatur ansetzt. Progressiv bedeutet, dass der Entspannungszustand Schritt für Schritt aufgebaut wird. Durch die vorangegangene beabsichtigte Anspannung der Muskeln kann die eintretende Entspannung wesentlich intensiver wahrgenommen werden, als dies ohne eine vorherige Anspannung möglich wäre.

Die Progressive Muskelentspannung bietet Menschen, die noch keine Vorerfahrung mit Entspannungsmethoden haben, einen guten Einstieg. Sie erfahren das Gefühl der Schwere oder Wärme häufig schon bei der ersten Übungseinheit, als „Nebeneffekt“ von An- und  Entspannung ihrer Muskulatur. Da es sich hierbei, um dieselben Empfindungen handelt, die beim Autogenen Training durch Autosuggestion gezielt hervorgerufen werden sollen, ist es sinnvoll diese Vorerfahrung zu nutzen. Wer  als Kursleiter/in auch das Autogene Training  einsetzt kann dann auf diese Erfahrungsbasis aufbauen und die Sinneseindrücke der Entspannung vertiefen.

Entstehung der Progressiven Muskelentspannung

Der amerikanische Arzt und Physiologe Edmund Jacobson (1888-1983) hat in den zwanziger Jahren des 19. Jahrhunderts die ursprüngliche Form der Progressiven Muskelentspannung, Muskelrelaxation, entwickelt. Jacobson hatte beobachtet, dass Anspannungen der Muskulatur häufig im Zusammenhang mit  innerer Unruhe,  Stress und Angstzuständen auftraten.

Er schloss daraus, dass die innere Anspannung auch zu muskulärer Anspannung führt. Der Ansatzpunkt bei der Entwicklung der PME war, dass auch der umgekehrte Fall funktionieren müsste. Demnach müsste muskuläre Entspannung zu innerer Entspannung führen. In der Harvard-Universität begann Jacobson 1908 mit seinen Studien zur Progressiven Muskelentspannung und veröffentlichte nach 20-jähriger Forschungstätigkeit 1929 sein erstes Buch, das sich an Ärzte wandte.

1934 wurde das Buch „You Must Relax" – 1990 in deutscher Sprache unter dem Titel „Entspannung als Therapie. Progressive Relaxation in Theorie und Praxis" erschienen – veröffentlicht, welches sich an Nichtfachleute wandte. Von 1936 bis 1960 führte Jacobson seine Untersuchungen am Laboratorium für klinische Physiologie in Chicago fort. Bis 1962 bestand das Grundverfahren der Entspannung von 15 Muskelgruppen. Jede Muskelgruppe wurde in 1 bis 9 einstündigen täglichen Sitzungen angesprochen, bis man zur nächsten Muskelgruppe überging. Insgesamt waren es 56 Sitzungen.

Ausbildung-EntspannungstrainerDas ursprüngliche Verfahren von Jacobson war sehr zeitaufwendig, da er ein sehr detailliertes Üben empfahl, das auch sehr kleine Muskelgruppen einbezog. Zudem war das Verfahren für die Übenden etwas unübersichtlich und es gab Schwierigkeiten, sich die Vielzahl der Anweisungen zu merken.

Wie viele wissenschaftliche Verfahren hat auch die Progressive Muskelentspannung (PME auch als PMR = Progressive Muskelrelaxation bekannt) im Laufe der Jahre und Jahrzehnte eine Veränderung und Weiterentwicklung erfahren. Der Hauptunterschied zwischen der heutigen und der damaligen Progressiven Muskelentspannung liegt in der Vereinfachung des heutigen Verfahrens. Sie kann praktisch von jedem zu jeder Zeit durchgeführt werden – auch von Kindern und Jugendlichen – und es sind keine Vorkenntnisse erforderlich. Aus diesem Grunde ist die Progressive Muskelentspannung (PME) die heute am häufigsten durchgeführte Entspannungsmethode.

Als eigenständiges Verfahren hat sich die Progressive Muskelentspannung im deutsch-sprachigen Raum in den letzten 15 Jahren immer mehr durchgesetzt. Die heute angewandte Progressive Muskelentspannung mit 16 MG, 7 MG, 4 MG und der Vergegenwärtigung basiert auf der Weiterentwicklung von Bernstein und Borkovec (1973). Es wird jedoch immer noch als Progressive Muskelentspannung nach Jacobson bezeichnet.